Der 9. November ist vielleicht mit Abstand der vielschichtigste Tag der deutschen Geschichte und markiert eine Reihe bedeutsamer Wendepunkte.

Ausrufung der deutschen Republik. Am 9. November 1918 kommt es in Berlin zum Höhepunkt der Novemberrevolution. Reichskanzler Prinz Maximilian von Baden gibt eigenmächtig die Abdankung des Kaisers bekannt. Durch Philipp Scheidemann, aus dem Berliner Reichstags und Karl Liebknecht, aus dem Berliner Schloss, kommt es zur doppelten Ausrufung der Republik Deutschland.

Reichspogromnacht. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 kommt es zu organisierten antisemitischen Ausschreitungen. Anhänger der nationalsozialistischen Führung zerstören

7.500 jüdische Geschäfte, brennen über 1.200 Synagogen nieder und verwüsten zahllose Wohnungen. 91 Juden werden ermordet. Mit den Verhaftungen und Deportationen der darauffolgenden Tage, verlieren etwa 1.300 Menschen ihr Leben infolge der Novemberpogrome.

Mauerfall. Am Abend des 9. November 1989 verkündet DDR-Politbüro-Mitglied Günter Schabowski auf einer Pressekonferenz überraschend die sofortige Öffnung der Mauer. Tausende Ostberliner strömen an die Grenzübergänge. Die Grenzsoldaten können dem Andrang der Menschen nicht mehr standhalten. Der Übergang wird geöffnet. Das Symbol des Ost-West-Konflikts und der Teilung Deutschlands fällt.

Seit 2005 feiern wir nun auch jedes Jahr den offiziellen Tag der Erfinder*innen am 9. November (dem Geburtstag der Erfinderin und Hollywoodlegende Hedy Lamarr) in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

„Hedy Lamarr, geborene Hedwig Kiesler, war eine Hollywooddiva und Erfinderin. Sie ist der Prototyp des Erfinders, weil sie eben kein Edison war, sondern einfach jemand der eine Idee hatte und diese umzusetzen versuchte. Die Schauspielerin hat das Frequenzsprungverfahren erfunden, weil sie den deutschen U‑Booten im zweiten Weltkrieg etwas entgegensetzen wollte. Ihre Erfindung hat viele Jahre später den Mobilfunk möglich gemacht und so an enormer Tragweite gewonnen. Ihr zu Ehren und stellvertretend für alle kleinen Erfinder, welche unsere Welt bereichern ohne dafür reich oder berühmt zu werden, wurde ihr Geburtstag, der 9. November zum Tag der Erfinder (Jordan, 2021)“.

Der Grundgedanke der Initiatoren (Marijan Jordan und Gerhard Muthenthaler) war es den Menschen Mut zu eigenen Ideen zu machen. Der eigene Erfindergeist und die Idee etwas Neues zu erschaffen, sollten nicht von dem Gedanken getrübt werden, sich bei seinen Mitmenschen, aufgrund anstehender Veränderungen unbeliebt zu machen. „Der 9. November soll an alle Erfinder erinnern, deren Gegenstände täglich verwendet werden, auch wenn die Personen hinter den Ideen vielleicht schon in Vergessenheit geraten sind. Ihr Lebenswerk findet nach wie vor Platz in unser aller Leben“ (Jordan, 2021). Wir alle sollten heutige Erfinder und Visionäre nicht immer als „Spinner“ abtun, sondern in ihnen Menschen sehen, die mit ihrer Vision sowohl Gegenwart als auch Zukunft positiv verändern können.

Deutschland ist das Land der Dichter, Denker und Ingenieure und somit haben wir einige Erfindungen aufzuweisen, die den heutigen Alltag auf der ganzen Welt bestimmen.

Johannes Gutenberg erfand 1440 den Buchdruck.

1854 konstruierte der deutsche Uhrmacher Heinrich Göbel die erste funktionierende Glühlampe, meldete aber kein Patent darauf an. (Erst 25 Jahre später stellte Thomas Eddison die erste Kohlefaden-Lampe her, meldete darauf Patent an und erhielt dies kurze Zeit später).

1859 erfand Johann Phillipp Reis das Telefon, indem er Töne in elektrischen Strom umwandelte und diese an einem anderen Ort als Schall wieder ausgab.
Der erste Satz, der über das Telefon überbracht wurde, lautete historisch überliefert: „Das Pferd frisst keinen Gurkensalat.“ Auch hier wurde kein Patent angemeldet, weshalb der US-Amerikaner Graham Bell die Idee weiterentwickelte und gut 16 Jahre später das erste Telefon zum Patent anmeldete.

Der Chemiker Julius Lothar Meyer entwickelte 1864 das erste Periodensystem der Elemente, damals noch mit 63 enthaltenen Elementen.

1866 erfand Werner von Siemens den Dynamo. 13 Jahre später stellte er seine weitaus größere Erfindung vor: Die „Elektrische Eisenbahn“ heute eher als Straßenbahn bekannt.

Robert Koch gelang 1870 der Nachweis, dass winzige mikrobiologische Organismen als Erreger für die tödlichsten Krankheiten des 19. Jahrhunderts verantwortlich waren. Koch gilt bis heute als Mitbegründer der modernen Bakteriologie.

1885 erfand der deutsche Ingenieur Gottlieb Daimler das Motorrad. Mit Wilhelm Maybach entwickelte er kurze Zeit später das Motorboot. Im Oktober 1886 entstand dann das erste Auto mit vier Rädern (ein Motor als Antrieb bei einer Kutsche ein). Das Patent auf das Automobil hatte sich allerdings parallel schon Carl Benz gesichert. Dieser hatte zur selben Zeit an der gleichen Idee gearbeitet und meldete im Januar 1886 sein „Fahrzeug mit Gasmotorenbetrieb“ offiziell an.

1894 startete Otto Lilienthal in Berlin-Lichterfelde zahlreiche Flüge mit den ersten Gleitflugzeugen und gilt bis heute als der erste Luftfahrtpionier der Welt.

Der Forscher Felix Hoffmann fügte 1897 Salicylsäure und Essigsäure zusammen, wodurch das synthetische Arzneimittel Aspirin entstand.

Der Physiker Wilhelm Conrad Röntgen erhielt 1901 den ersten Nobelpreis für Physik für die Entdeckung der X-Strahlung Materie. 6 Jahre später war die Röntgenstrahlung geboren und ermöglichte es Untersuchungen an Patienten vorzunehmen, ohne sie aufzuschneiden.

1915 formulierte Albert Einstein die allgemeine Relativitätstheorie und stellte damit das menschliche Verständnis von Raum und Zeit auf den Kopf.

1938 entdeckten Otto Hahn und Fritz Straßmann in einem Experiment das Prinzip der Kernspaltung. Lise Meitner analysierte und erforschte das Prinzip weiter und lieferte die erste wissenschaftliche Erklärung des Zerfalls von Uran-Atomkernen unter Neutronenbeschuss. Hahn und Straßmann veröffentlichten die Forschungsergebnisse später gemeinsam in geheimer Zusammenarbeit mit Meitner, da diese aufgrund ihrer jüdischen Herkunft von der NS-Regierung gezwungen wurde das Land zu verlassen. Hahn erhielt als einziger der drei Forscher*innen 1944 den Nobelpreis für Chemie.

1938 legte Konrad Zuse den Grundstein für den ersten frei programmierbaren Computer. Er entwickelte den ersten rein mechanisch funktionierenden binären Rechner. Zuse entwickelte den Rechner weiter und baute 1941 den ersten programmierbaren Rechner.

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Quellen:
Der 9. November in der deutschen Geschichte (Bundeszentrale für politische Bildung)
Der Tag der Erfinder
Liste deutscher Erfindungen: 20 deutsche Erfindungen, die die Welt revolutionierten (handelsblatt.com)
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