Das Thema Home-Office hat sich seit Anfang der Pandemie zu einem umstrittenen Thema entwickelt. Die persönlichen Präferenzen sind breit gefächert: Während die einen nicht mehr auf darauf verzichten wollen, treibt es die anderen zurück in die gewohnte Büroumgebung.

Gemäß der Aktualität der Thematik haben wir vor einigen Wochen eine kleine Umfrage auf LinkedIn gestartet, bei der wir unsere Community nach ihrer Meinung gefragt haben. Das Ergebnis war eindeutig: Spitzenreiter war mit 79% die Option, einige Tage in der Woche auch im Home-Office arbeiten zu können.

Die Entwicklung des letzten Jahres und die Erkenntnis auf Arbeitnehmer- sowie auf Arbeitgeberseite, dass Arbeit im Home-Office funktionieren kann, stellt alle Beteiligten nun vor die Frage: Wie soll, kann und darf Home-Office auch nach der Pandemie Arbeitnehmern zur Verfügung stehen?

Einige Unternehmen haben sich hier bereits positioniert und integrieren die Option auf Home-Office in ihre Planung. Porsche beispielsweise eröffnet seinen Arbeitnehmern – wenn möglich – die Option, bis zu 12 Tage im Monat im Home-Office abzuleisten.

So auch viele Unternehmen aus der IT-Branche, wie zum Beispiel SAP. Das Unternehmen ermöglicht seinen Mitarbeitern bis zu 4 Tage die Woche im Home-Office zu verbringen. Und Hewlett Packard Enterprise (HPE) geht noch einen Schritt weiter: hier sollen die Arbeitnehmer sogar, sofern es die Tätigkeit erlaubt, immer vom Home-Office aus arbeiten können.

Doch was ist für die Zukunft zu bedenken? Welche Vor- und Nachteile, welche Schwierigkeiten ergeben sich durch die Option Home-Office und welche Auswirkungen hat sie auf die Arbeit und Zusammenarbeit in der Zukunft? Mit diesen Fragen setzen wir uns in diesem Blog-Beitrag auseinander.

Home-Office gab es zwar schon immer, war aber aus verschiedenen Gründen nicht so verbreitet wie momentan. Früher herrschte noch größtenteils Präsenzkultur, da Arbeitgeber oft auch Leistung durch Anwesenheit und Engagement im Arbeitsalltag gemessen haben.

Doch ein Großteil der Arbeitnehmer war seit Beginn der Pandemie angehalten, daheim zu bleiben, um die Verbreitung des Corona-Virus einzudämmen. Präsenzkultur war in vielen Berufsbereichen praktisch aufgelöst.

Nach der anfänglichen teils holprigen Phase, in der zunächst die technische Infrastruktur aufgebaut werden musste, haben viele relativ schnell auch weitere Vorteile für sich erkannt, die über den Zweck, zur Eindämmung der Pandemie beizutragen, hinausgingen: Zeit und Energie auf dem Arbeitsweg zu sparen, den Komfort, die morgendliche Routine zu entzerren, (teils) konzentrierter zu arbeiten (wenn es Kind und Kegel erlauben), einen gezielten Austausch mit Kollegen zu gestalten, eine gewisse Flexibilität in die täglichen Abläufe zu bringen und noch andere mehr.

Doch die Angst war groß, dass die Performance der Arbeitnehmer im Home-Office abnehmen würde, was sich nicht im großen Stil bewahrheitet hat. Gerade weil man von zu Hause aus arbeitet, verschwimmen Arbeit und Privates, Reisezeit ist teils schon Arbeitszeit und so haben einige länger und mehr und teils effizienter gearbeitet als vor der Pandemie.

Aber das Bild zum Thema Homeoffice ist alles andere als homogen. An dieser Stelle scheiden sich die Geister – was für den einen Entspannung, Entschleunigung und Konzentration ist, ist für den Anderen Unsicherheit und Druck. Der Druck, gute Arbeit zu leisten, um seine Vorgesetzten nicht zu enttäuschen – ein Problem mangelnder Sichtbarkeit. Wenn man im Office arbeitet, können die Vorgesetzten leichter einsehen, wie produktiv ein Mitarbeiter ist, man kommt leichter ins Gespräch oder setzt sich unkompliziert zusammen. Um im Homeoffice sichtbar zu bleiben, muss man andere Wege beschreiten: z.B. indem man Update-Mails, -calls oder -vicos zum aktuellen Stand der Projekte/ Aufgaben aufsetzt, was viel mit Eigeninitiative zusammenhängt. Neben dem Druck wird auch die ständige Erreichbarkeit als ein Nachteil empfunden. Durch das Verschwimmen von Arbeitszeit und Privatleben tendieren Arbeitnehmer im Homeoffice verstärkt dazu, Überstunden einzulegen. Außerdem kann es dazu kommen, dass gleichzeitig die Erreichbarkeit der Kollegen leidet, weil die Kalender mit mittlerweile mit ViCos und Telefonaten randvoll sind. Die schnelle Absprache beim Kaffeeholen oder auf dem Gang von Meeting zu Meeting entfällt ja nun.

Zum Punkt Videocall und Telefonat kommt hinzu, dass vielen der persönliche Kontakt fehlt, wie ein gemeinsames Mittagessen oder ein kurzer Austausch bei einer Tasse Kaffee.

Homeoffice bleibt für viele eine individuelle Präferenzsache, die einen sehen Vorteile, wo andere Nachteile sehen. Letztlich müssen sich Arbeitgeber zu dem Modell positionieren und auch entsprechende Weichen stellen, sollte Home-Office für sie ein Zukunftsmodell sein. Wie ist es für Sie, fühlen Sie sich wohl im Homeoffice? Welches Arbeitsmodell sagt Ihnen mehr zu?