Es ist der 22. April 1904 als Julius Robert Oppenheimer, künftiger Leiter des Manhattan-Projekts und „Vater der Atombombe“, in New York City das Licht der Welt erblickt. Doch was steckt hinter dem Mann, der Star-Regisseur Christopher Nolan dazu bewegte einen dreistündigen Hollywood Blockbuster zu drehen?
Oppenheimer ist als einer von zwei Söhnen groß geworden. Sein Vater, Julius Seligmann Oppenheimer, war ein wohlhabender deutscher Textilimporteur, der 1888 in die Vereinigten Staaten auswanderte. Seine Mutter war eine angesehene Künstlerin. Früh haben Kunst und Literatur Oppenheimers Interesse geweckt. 1922 begann Oppenheimer sein Studium in Harvard, in welchem er Chemie als Hauptfach und u.a. Kunst und Literatur als Nebenfächer wählte. Erst später, in seinem 3. Studienjahr, merkte Oppenheimer, dass in der Physik seine Zukunft liegen sollte. Er spezialisierte sich fortan auf die theoretische Physik, was zu dieser Zeit vor allem Kernphysik bedeutete. Nach einem kurzen Studienaufenthalt an der Cambridge University, überzeugte der deutsche Physiker Max Born (1954 mit dem Nobelpreis in Physik für grundlegende Beiträge zur Quantenphysik ausgezeichnet) ihn von der Universität Göttingen, an welcher er 1926 zu promovieren begann. 1926 galt Göttingen als „Hochburg der Quantenphysik“, weshalb Oppenheimer schnell Kontakte zu Physik-Legenden und Nobelpreisträgern wie Werner Heisenberg, Niels Bohr und Paul Dirac schloss (vgl. Thomas, 2023). Durch seine herausragende Dissertation zum Thema „Quantentheorie kontinuierlicher Spektren“ wurde Oppenheimer als frischgebackener Doktor der Physik mit nur 25 Jahren zum Assistant Professor ins kalifornische Berkeley berufen. In Kalifornien verbrachte Oppenheimer 13 Jahre seines Lebens und gründete, wie sein Zeitgenosse Hans Bethe sagte: „die größte Schule für theoretische Physik, die die Vereinigten Staaten je gesehen haben“. Er selbst galt bereits damals als einer der führenden Experten für Quantenmechanik und verbrachte seine Tage mit der Lehre der Quantentheorie.
Bis zu den 1930er-Jahren hatte Oppenheimer keinerlei politisches Interesse entwickelt. Als jedoch in Deutschland die Nationalsozialisten an die Macht kamen und viele von Oppenheimers Göttinger Kollegen aufgrund des aufkeimenden Antisemitismus ins Ausland fliehen mussten, da sie wie er selbst auch jüdischer Abstammung waren, widmetet er sich dem politischen Zeitgeschehen. Er fand in einem Kreis junger Intellektueller Gleichgesinnte, die sich gegen die deutschen Nationalsozialisten positionierten und Sympathien für die Sowjetunion und den Kommunismus entwickelten.
1942 wurde Oppenheimer von der amerikanischen Regierung die Leitung eines nie dagewesenen gigantischen wissenschaftlich-technischen Projekts – des „Manhattan-Projekts“ – übertragen. „In einem geheimen Labor sollte mithilfe der neu entdeckten Kernspaltung eine Atombombe gebaut werden. Oppenheimer wählte Los Alamos – eine Kleinstadt im US-Staat New Mexiko – als Standort für das geheime Labor aus“ (Thomas, 2023). Ziel hiervon war es die Atombombe fertig zu stellen, bevor die Deutschen es schaffen würden, um den Krieg endgültig zu beenden.
Exkurs: Der 16. Juli 1945 wurde nun zum Tag, an dem die Welt sich grundlegend verändern sollte, als in der Wüste von New Mexico die erste Atombombe der Welt während des „Trinity-Tests“ explodierte. Oppenheimer selbst sagte später hierzu: „Wir wussten: Die Welt würde nie mehr dieselbe sein. Ein paar Menschen lachten, andere weinten, doch die meisten waren einfach still“. Er selbst erinnerte sich wohl während der Explosion an die Zeilen aus der Bhagavad Gita, einer heiligen Schrift des Hinduismus: „Jetzt bin ich der Tod geworden. Der Zerstörer der Welten“ (Falzeder, 2023).
Zum Zeitpunkt der Zündung allerdings, hatte Deutschland bereits kapituliert (am 8. Mai 1945, wir erinnern daran mit dem „Tag der Befreiung“) und der Krieg in Europa endete. Um den Krieg jedoch weltweit vollständig zu beenden und Japans Widerstand zu brechen, lassen die Amerikaner unter Präsident Trumans Kommando am 6. August 1945, die erste Atombombe über dem japanischen Hiroshima abwerfen. 3 Tage später folgt der Abwurf der zweiten Bombe über Nagasaki und zwingt die Japaner so endgültig zur Kapitulation.
„Nach den Tragödien von Hiroshima und Nagasaki begann Oppenheimer, seine Rolle zu hinterfragen. Zwar blieb er weiterhin ein wichtiger Berater der US-Regierung, aber er weigerte sich, an der Entwicklung einer noch tödlicheren Wasserstoffbombe mitzuarbeiten“ (Thomas, 2023). Seine Einstellung sowie seine früheren politischen Beziehungen machten ihn zum Ziel der Anti-Kommunismus-Welle mit Beginn des Kalten Krieges in den USA. Nach unzähligen Verhören wurde ihm schließlich 1954 von der US-Atomenergiekommission (AEC) die „Unbedenklichkeitsbescheinigung“ entzogen, womit er von allen Regierungsprojekten ausgeschlossen und indirekt zum „Verräter“ ernannt wurde.
Exkurs: „Erst am 16. Dezember 2022 erklärte Us-Energieministerin Jennifer Granholm diese Untersuchung offiziell für fehlerhaft und hob sie auf. Mehr als 55 Jahre zu spät, denn der brillante Physiker und Wissenschaftsorganisator Oppenheimer war schon am 18. Februar 1967 gestorben“ (Kleikamp, 2023).
Daraufhin zog Oppenheimer sich aus der aktiven Forschung in die Wissenschaft zurück. Er wurde Direktor des „Institute for Advanced Study“ in Princeton und verhalf dem Institut zu neuer Stärke. Über die Zeit hinweg waren früher oder später alle namhaften Köpfe der theoretischen Physik bei ihm zu Gast. Er selbst legte seinen Fokus auf die Beziehung zwischen Gesellschaft und Wissenschaft und schrieb in einer seiner Veröffentlichung: „Wir müssen wieder lernen, ohne Herablassung und mit viel Geduld miteinander zu reden; und wir müssen zuhören“ (Thomas, 2023). Seine Mitwirkung am „Manhattan-Projekt“ und der bis dahin gewaltigsten Massenvernichtungswaffe hat er wohl nie bereut. Nach seinen Aussagen habe die Arbeit am Projekt zwar die menschlichen Lebensbedingungen grundlegend verändert, jedoch sei dies nicht das Problem der Wissenschaftler, sondern das der weltweiten Regierungen.
Quellen:
Tagesschau: Oppenheimer – Wissen & Forschung
BR: Oppenheimer-und-die-atombombe-die-wahre-geschichte
welt: Robert-Oppenheimer-Dann-machten-sie-aus-ihm-einen-Verraeter
bundesarchiv: Die-Deutsche-Kapitulation-1945
ndr: Hiroshima-1945-Atombombe-toetet-Zehntausende-Japaner
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